Facebookseite Gesangsverein Frohsinn Erbach
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Abschrift der ersten, im Original handgeschriebenen, Vereinschronik
                   des GV „Frohsinn" 1848 Erbach/Ts. e.V.



Anmerkungen:
Die Chronik, die auch als das berühmte Tapetenbuch (ihres Einbandes wegen) von
den Angehörigen des GV „Frohsinn" bezeichnet wurde, war am 09.08.1994 wiederentdeckt und
seitdem wieder in Vergessenheit geraten.

Am 25.01.1998 von Heinz Hofmann neu entdeckt.

Im Juli 1998 von Willi Sabel nach den Originalunterlagen von der deutschen Schrift (Sütterlin) in
die lateinische Schrift übertragen (dem damaligen Schreibstil entsprechend und ohne Korrektur
evtl. Fehler).

Geschrieben von Gerhard Becker.

Allen Beteiligten ein herzliches Danke.

Klaus Egert
Archivar des GV „Frohsinn“, Erbach im August 1998

Das Original - Tapetenbuch befindet weiterhin im Besitz des GV Frohsinn 1848 Erbach/Ts. e.V. !


Nachfolgend die Abschrift der ersten, handgeschriebenen Chronik des GV Frohsinn 1848 Erbach:


Im Original geschrieben in der Deutschen Schrift Sütterlin von Schreiber und Berichterstatter Heinrich Hollingshausen.

(Seite 1 Tapetenbuch)

Hochallverehrte Sänger! Gesangesfreunde und Hochwillkommene Festgäste!

Der Feier des heutigen Tages liegt eine tief und ernste Bedeutung zu Grunde. Es ist diese Feier
gleichsam jene Feier die ein Ehepaar, welches das seltene Glück hat - 50 Jahre zusammen zu leben,
dann seine goldenen Hochzeit feiert, auch uns beschieden, unsre goldene Festfeier auf dem Gebiete
des „Gesanges" zu begehen:

Ich will in aller Kürze über die Entstehung des Vereins mich erklären, den ich war am ersten und der
folgenden Tage der „Gründung des Vereins" dabei und zwar als „drittjüngstes Mitglied".

Es war an einem recht verregneten Sonntag N . M. {nachmittags) um 3 Uhr des Jahres 1848, als
Circa 16-20 junge Leute sich zusammen fanden welche unter Anregung eines Heinrich Nagel, eines
lebhaft begeisterten, erst kurz zuvor aus der Schweiz heimgekehrten Schuhmacher für Gesang, sich
entschlossen einen Gesangverein zu gründen. Es ward besprochen und sofort zur Tat geschritten.
Von den Mitglieder der Gründung, sind, soviel ich weiß nur noch 3 lebend, und zwar einer in
Mosbach b/Biebrich und zwei hier im Ort.

 

(Seite 2)

Der Verein rep. die Gesellschaft war fertig:
Nun waren aber noch 2 Hauptaufgaben zu erledigen, und zwar, wer wird Lenker und
Gesangeslehrer? Diese beiden Punkte wurden nur in einen Punkt vereinigt und zwar in den des
Lernens der Lieder. Lenker u. Leiter war sich Jeder selbst und zwar im eifrigsten Interesse des
Vereins. Das Einüben der Lieder war der Brennpunkt und blieb es auch kurze Zeit - doch auch dafür
war ziemlich bald gesorgt. Ein überaus eifriges und ziemlich musikalisch gebildetes Mitglied in der
Person Johann Müller übernahm dieses Fach. Er handhabte die Flöte und nach diesem Instrumente
wurden lange Jahre hindurch die Lieder eingeübt.
Diese Prozedur dauerte 5 - 6 Jahre und mit recht gutem Erfolg. Anfangs waren es leichte
dreistimmige Lieder und so ging es weiter bis zum Jahre 1855 wo Herr Lehrer Becker auch seinen
Fleiß in Wirksamkeit treten ließ.
Doch nicht sehr lange, denn Herr Lehrer Becker hatte sich mehr auf seine Häuslichkeit und Familie
beschränkt.

(Seite 3)

In den Jahren von 1858 bis ca. 1861 übernahm Herr Lehrer Höhler die Leitung und das Einüben der
Lieder bis zu seiner Versetzung als Lehrer nach Frauenstein. Von da ab hatten wir zeitweise den
Musiker Herrn Georg Held als Gesangeslehrer provisorisch bis der junge und sehr eifrige Josef
Müller, als sehr tüchtiger und strebsamer Musicker die Leitung bis zu seinem ..leider" viel zu frühen
und „bedauernswerten" Todte übernahm. Etliche Jahre wirkte sodan Herr Lehrer Weikert hier, im
Verein und nach dessen Niederlegung bisher als guter Musiker Herrn Joh. Held jr.
Nur in kurzem Abrißen gab ich einen Ueberblick über vergangene Jahre und über Ereigniße in der
vergangenen Zeit.
So machte nun endlich das 50jährige Jubiläum des Vereins heran. Es erging von Seiten des
Vorstandes eine Einladung an alle auswärts wohnenden Mitglieder, an alle Ehrenmitglieder, an alle
Freunde und Freundinnen, diesen hochwichtigen Tag mit uns, den gegenwärtigen Mitglieder,
zusammen zu feiern, und ich glaube, wohl die größte Anzahl hat diesem Rufe Folge geleistet.

V.V.

(Seite 4)

Vergessen wir aber am heutigen Tage auch nicht, uns die Frage zu beantworten: Wie kam es, daß es
unserem Verein vergönnt war, ein solches Jubiläum zu feiern? Viele Vereine mit frohen Hoffnungen
von gesinnungstüchtigen Männer gegründet, lösen sich schon nach einigen Jahren wegen Mangel an
Mitgliedern wieder auf, viele schleppen sich dahin, ohne je wachsen und gedeihen zu können; was
mag der Grund dazu sein? Ich könnte mehrere Gründe dafür anführen, aber ich will nicht zu
weitläufig werden. -
Unser Verein hat sich schnell entwickelt und vergrößert, weil ihm der innere Halt nicht fehlte, weil
seine Leitung stets in tüchtigen, energischen Händen lag, die es mit der Pflege des Gesanges ernst
nahmen. Aber auch solch ein freudiges Streben hätte nicht den rechten Erfolg haben können, wenn
nicht sämtliche Mitglieder des Vereins daran teil genommen hätten. Mitglied sein heißt nicht,
pünktlich seinen Beitrag für den Fonds zahlen, sondern sich mit der ganzen Seele der Sache widmen,
stetig für den Verein wirken und schaffen, auch Mißerfolge mutig überwinden, und sich stets der
Leitung fügen und alle Einzelinteressen der großen Allgemeinheit unterordnen. So kamen wir
vorwärts, so erwarben wir uns Freunde und so soll es auch in Zukunft sein.

 

 

(Seite 5)

Lassen Sie mich zum Schluße noch einmal den Zweck unseres Vereins ermahnen; Derselbe hat sich
die Pflege des Gesanges zur Hauptaufgabe gemacht. Wo frohe Menschen zusammen sind, da dauert
es nicht lange, dann ertönt Gesang. Eine rechte wahre Fröhlichkeit, muß sich äußern können und wie
sollte das besser geschehen als im Gesänge? Das klingt aus voller Kehl, das schmettert in die blaue
Luft, wir vergessen auf einige Stunden alle unsere Sorgen und sind wirkliche wahre Menschen -
glücklich und zufrieden.
Hier laßt mich einige Worte eines unsrer neuesten Dichters über den Gesang anfuhren: Derselbe
sagt: Was uns Menschen immer schenken, Lieder däuchen mit das Beste - Minnigliche zum
Gedenken, Jubelvolle zu den Festen - Immerhin sinds Gottesgaben, Uns zu süßem Trost gegeben,
Edelsteine die sich klingend, aus der Menschenseele heben. Ja steter „Frohsinn" auch diese harmlose
Heiterkeit möge unserm „Jubiläumskinde" unserm teuren Vereine treu bleiben.
Dies wollen wir bekräftigen indem wir rufen:

Unser Gesangverein Frohsinn - er lebe
hoch, hoch, hoch.

(Seite 6)

Werthe Vereinsgenossen!
Ihr habt mich mit einer Auszeichnung bedacht, wie ich sie nie erwartet hatte. Einen Lorbeerkranz;
sehr sinnreich. Gestatten Sie mir daher Ihnen, Herr Vorstand, und Euch allen, hebe Genossen,
meinen herzlichsten Dank dafür auszusprechen. Wenn mir bei der Ueberreichung der Auszeichnung
gesagt wurde, ich dieselbe verdient, so muß ich das wohl glauben. Ich kann Euch aber versichern,
daß das was Ihr Verdienst nennt, nur meine Pflicht war, welche ich erfüllte wie jedes andere Mitglied
auch. Vielleicht trugen auch besonders glückliche Umstände dazu bei, diese einfache Pflichterfüllung
zum Verdienste dem Verein gegenüber zu stempeln.
Ich will meinen Dank nicht nur in Worten ausdrücken die mir gewordene besondere Auszeichnung
wird mir ein Sporn sein, „so lange es mir möglich ist" weiterhin für den Verein zu wirken und zu
schaffen und das Interresse desselben in jeder Weise wahrzunehmen. Daß ich dazu aller, Eurer
Unterstützung bedarf, ist sicher. Ich weiß aber auch, daß mir dieselbe bei keiner Gelegenheit fehlen
wird. Dadurch, das sämtliche Mitglieder unsers Vereins stets wie ein Mann zusammen stehen, wenn
es sich darum handelt etwas zu leisten, die Zahl unsrer Mitglieder

(Seite 7)

„zu vergrößern" mit einem Worte, wenn es das Wohl und Wehe unsers Vereins gilt, dann haben wir
schon viel erreicht"; wir können aber noch weit mehr erreichen, wenn dies auch in Zukunft so bleibt.
Wir wollen nicht nur in unserm engen Kreise bleiben. Wir wollen stets Verbindung mit andern
Vereinen suchen, welche gleiche Interressen verfolgen, wie wir. Gleiche Interressen sage ich - also
mit anderen Worten, Vereine, die den Gesang gut und recht pflegen, nicht aus persönlicher Eitelkeit,
sondern um ihrer selbst willen.
Solche Vereinsgenossen werden uns stets willkommen sein.
Darum frisch auf - zu fröhlichem Schaffen. Stolz auf meine Auszeichnung, für die ich nochmals
herzlich danke, will ich gern mit gutem Beispiel voran gehen, wenn soches überhaupt noch nötig ist.

Und nun Vereinsgenossen, vorwärts und laßt uns fröhlich an die Arbeit gehen.

 

 

(Seite 8)

Verehrte Freunde und Collegen des Gesanges!
Wir sind heute hier versammelt, unser 50 Jähriges Stiftungsfest mit dem Tage des 29 ten October
1848 zu feiern. Es war das in dem betr. Jahre ein Sonntag und zwar ein recht verregneter Sonntag.
Ich nehme an, daß ihr, die am 2 ten Juli d. Js. der mir gewidmeten Ovation beigewohnt habt, den
Gang seit der Gründung unsres Vereins mit angehört habt - mich darüber wegsetzen zu können um
dessen Einzelheiten nochmals zu rekapitulieren. Wie der Wanderer nach theilweise mühevollem,
beschwerlichem Wege zurückblickt auf den zurückgelegten Pfad, so schauen auch wir heute, am Tag
der Gründung unseres Vereins, zurück auf das Gewollte und Erreichte. Es war anfangs eine kleine
Anzahl von jungen Männer, welche sich die Aufgabe stellten, einen Gesangverein zu gründen. Aber
bald fand die Sache Anklang. Die Zahl der Mitglieder nahm allmählich zu und damit vergrößerten
sich auch die Mittel des Vereins. Schon am ersten Jahrestage der Stiftung, konnten wir das Wachsen
u. Gedeihen unseres Vereins feststellen und mit ihm viel Glück für die Zukunft wünschen. Diese
Wünsche sind nunmehr über alle Erwartung und Erfüllung gegangen. Wir besitzen heute einen
Verein, welcher sich seiner Leistungen durchaus nicht zu schämen braucht, nicht allein Freunde und
Bekannte, sondern auch Gäste haben ihm Anerkennung zugesprochen.

(Seite 9)
Wir wollen aber auch den Zweck unseres Vereins nicht ganz aus den Augen verlieren. Wir haben uns
nicht zu sammengcthan um nach Außen hin zu glänzen, sondern in erster Linie um den Gesang zu
pflegen und ihm eine Heimstätte bei uns zu bereiten. Keine beruflichen Künstler wollen wir sein,
sondern nur tüchtige Dilettanten, die aus reiner Kunstbegeisterung ihre freien Stunden der Ausübung
des Gesanges widmen. Wie man aber jedem guten Freunde zu seinem Geburtstage wünscht, daß er
denselben noch viele, viele Jahre froh, gesund und glücklich erleben möge, so wollen wir heute
unserem Geburtstagskinde, unserm Verein Frohsinn, in ähnlicher Weise gratulieren.

Möge er stetig wachsen u. gedeihen und mögen wir uns noch oft, recht oft versammeln, um seine
Gründung, sein Wiegenfest zu feiern!
In diesem Sinne bitte ich Euch, mit mir einstimmen zu wollen in den Ruf;
Unser Gesangverein Frohsinn
er wachse, blühe, gedeihe und lebe hoch

Erbach 29 ten October 1898. Hrch, Hollingshausen

(Seite 10)
Zur goldenen Hochzeit am 8.12.1928
des Johann Sadony u. Magdalena geb. Müller

Zu Eurem goldenen Hochzeitstag, bei dem j a Festschmuck, Festjubel u. Festgesang besser
sprechen als nakte Worte und an dem j a die ganze Gemeinde Anteil nimmt will auch der
Gesangverein „Frohsinn" durch einige Lieder verschönern helfen und Ihnen unsere Huldigung und
Glückwünsche darbringen. Es ist nicht Formsache, daß uns Sängern Veranlassung zur
Verschönerung Eures Festes gab, nein für uns ist die Freude und Wertschätzung, daß Euch goldenes
Paar, das gleiche zu teil wurde, dieses seltene Fest zu feiern. Fünfzig Jahre sind ins Land gegangen,
seitdem Ihr an dem Traualtar stand. Ein halbes Jahrhundert überaus reich an Freud und Leid. Bilder,
Geschehnisse ernster und glücklicher Natur, die heute beim Vorwärtsschreiten vergessen wurden
treten heute bei Euch wieder lebhaft ins zurückblickende Gedächtrtiss. Heute aber wo Dir die
Rückschau haltet auf Euren fünfzigjährigen Ehestand könnt Ihr Euch sagen, daß Euer Leben nicht
wertlos war sondern daß Ihr Eure Kinder zu nützlichen Mitglieder der menschlichen Gesellschaft
erzogen habt. Aus diesem Grunde freut sich heute die ganze Gemeinde, daß Ihr diesen Ehrentag noch
in voller Rüstigkeit und Zufriedenheit feiern könnt.

(Seite 11)

Und mit dieser freudigen Erkenntniß verknüpfen wir aber auch den herzl. Wunsch, daß Euch Gott
noch recht lange dieses schöne Eheglück, das durch Eure Kinder und Kindeskinder gesegnet ist,
beschützen und erhalten möge, damit es noch die diamantene Hochzeit überdauere, und wir Ihnen
alle, ohne Ausnahme die gleiche Ovation darbringen können.

Drum Heil u. Segen Euch, denen die Zeit nach Jahren wand den Kranz,
Den goldenen, der heute Euch zur Hochzeit schmückt.
Ob Freudentränen feucht auch mancher Blätterglanz - Ist einerlei,
der Himmel hat Euch stets begleitet
Mag dieser Kranz, bei Euch noch lange blühen, Und Eure Augen, immer frisch Ihn schaun,
Der gütge Himmel halte Ihn euch grün
Und Freudentränen mögen Bin bethaun
Und nun erlauben Sie uns, Ihnen unsere
Huldigung darzubringen; die in dem freudigen Rufe ausklingen soll:
Das goldene Hochzeitspaar es lebe hoch, hoch, hoch!
 
Erbach. 6. Dez 1928
Wilhelm Nagel

(Seite 12)
Hochverehrtes Jubelpaar!

An Eurem goldenen Hochzeitstage ist auch der Gesangverein „Frohsinn" und die Musikkapelle
hierher gekommen um dieses seltene Fest durch einige Lieder und Musikstücke zu verschönern und
Ihnen goldenes Jubelpaar unsere Huldigung, und die allerbesten Glück- und Segenswünsche
darzubringen. Nicht Formsache ist es, das uns Veranlassung gab, hier zu erscheinen, nein für uns ist
es die Freude u. Wertschätzung, daß Euch goldenes Paar das große Glück zuteil wurde, dieses
seltene Fest zu feiern.
Liebes Jubelpaar! Fünfzig Jahre sind ins Jahr gegangen, seitdem Ihr an dem Traualtar standet. Ein
halbes Jahrhundert, überaus reich an Freud u. Leid. Bilder Geschehnisse ernster und glücklicher
Natur die sonst beim Vorwärtsschreiten vergessen wurden, treten heute bei Euch wieder ins
zurückblickende Gedächtniss. Heute aber, wo Ihr Rückschau haltet auf Euren fünfzigjährigen

Ehestand, da könnt Dir Euch sagen, daß Euer Leben von Pflicht und Arbeit, Kummer u. Sorgen, aber
trotzdem nicht wertlos war sondern daß Ihr eine große Anzahl Kinder zu Mitgliedern der großen
menschlichen Gesellschaft erzogen habt. Aus diesem Grunde nimmt heute die ganze Gemeinde Anteil
und freut sich mit Euch, daß Ihr diesen Ehrentag noch in voller Rüstigkeit feiern könnt. Und mit
dieser freudigen Erkenntniss verknüpfen wir aber auch den herzlichen Wunsch, daß Euch Gott noch
recht lange dieses schöne Erdenglück daß durch Eure Kinder u. Kindeskinder gesegnet ist,
beschützen und erhalten möge, damit es auch die Diamantene Feier überdaure, und wir Ihnen alle ohne Ausnahme die gleiche Ovation darbringen können.

Drum Heil und Segen Euch, denen die Zeit nach Jahren
wand den Kranz

den Goldenen, der heute Euch zur Hochzeitsfeier schmückt,
Ob Freudentränen feucht, ob mancher Blätterglanz,
Ist einerlei, der Himmel hat Euch stets begleitet.
Mag dieser Kranz bei Euch noch lange blühn
Und Eure Augen, immer frisch Ihn schaun,
Der gütge Himmel, halte Ihn Euch grün.
Und Freudentränen, mögen Ihn bethaun,
Alle unsere Wünsche aber wollen wir vereinen
indem Ihr meinen lieben Sänger u. alle
Anwesenden mit mir einstimmen in den Ruf!
Das goldenene Jubelpaar es lebe! hoch, hoch, hoch

Zur Hochzeitsfeier des Jacob Kremer u. der Helena geb. Sadoni am 18t
Dem Hochzeitspaar gilt ernst mein Wünschen und Mahnen
Vorerst dem Bräutigam nachher der Braut
wie es einstens thaten unsre Ahnen
dies ruf auch ich ihnen zu recht laut,
daß er nach abgethaner Feier
Nicht hängt allein in seiger Wonne
an der geliebten süßen Braut
Gleichsam wie an der Wand hängt, stumm die Leier.
Und spricht: Ich hab ein Weib genommen
Und kann drum nicht mehr zu Euch kommen:

(Seite 14)
. December 1888

Ach nein; so machtens unsre Ahnen nicht,
die erfüllten immerdar doch ihre Pflicht:
Und sie thaten - kamen:
Und du o Braut, der die Zeit nach Jahren wand den Kranz
der deine Stirne heute Vielgeehrte schmückt
Ob Thränen feucht auch mancher Blätter Glanz
Im Himmel sind die Blumen all gepflückt
Mag lange dieser Kranz Dein Haupt umblühn
Und mag ihn immer frisch Dein Auge schaun
Der Seufzerhauch der Liebe halt ihn grün
Und Freudenthränen mögen ihn bethaun
Den Wunsch:
Glück, Segen, Friede, Wohlergehen
Bringt im Namen des Vereins Euch aus
Und daß ihr auch in Freud und Leid
Recht fest zusammen steht vereint
Wünscht Euch von Herzen Hollingshausen
Drum Collegen stimmt mit ein in Harmonie
Ein freudig Hoch für sie
Das junge Ehepaar es wachse, blühe, gedeihe
und lebe, hoch, hoch, hoch!

Die eheliche Liebe

Clorinde starb, sechs Wochen drauf
Gab auch ihr Mann das Leben auf,
Und seine Seele nahm aus diesem Weltgetümmel
den pfeilgeraden Weg hinan zum Himmel

Angekommen: „Herr Petrus, rief er, aufgemacht! -
Wer da? - Ein wackrer Christ!"
Was für ein wackrer Christ?
„Einer der gar manche Nacht,
„Seit dem die Schwindsucht ihn
aufs Krankenbett brachte

„In Furcht, Gebet und Zittern wachte

Macht bald! - - das Thor wird aufgethan
Ach ja! Ciorindes Mann

Mein Feund! spricht Petrus, nur herein
Noch wird bei Eurer Frau ein Plätzchen ledig sein.

Was? meine Frau im Himmel? Wie?
Ciorinden habt ihr eingenommen
„Lebt wohl! habt Dank für Eure Müh
„Ich will schon sonst wo unterkommen.

(Seite 16)

Im Anschluß an unser Ständchen erlaube mir im Namen des Gesangvereins - unserm Mitglied Georg
Königstein und auch als bestättigter Bürgermeister unserer Gemeinde zu seinem neuen Amts Antritte
zu gratulieren, sowie denselben noch zu ermahnen, sich die Liebe und Achtung aller Bürger und
Glieder der Gemeinde zu erobern und nach jeder Richtung hin nur „Freundschaft und womöglich die
größte Zuvorkommenheit in seiner Gesinnung und Ideen zu verwirklichen damit demnächst allgemein
gesagt werden kann, wir sind eine Herde u. ein Hirte.

Dies walte Gott.
Wer mit mir übereinstimmt der stimme ein in ein dreifaches hoch auf den.
Er lebe hoch! Er lebe hoch! Er lebe hoch

Erbach den 15 ten März Heinrich Hollingshausen

(unleserlich)

(Seite 17)

Dem Hochzeitspaar gilt ernst mein Mahnen
Vorerst dem Bräutigam - nachher der Braut
Wies einstens thaten unsre Ahnen
dies rufe ich ihm zu recht laut -
daß er nach abgethaner Feier nicht hängt in Seligkeit und Wonne allein an der geliebten süßen Braut.
Und wie an der Wand hängt stumm die Leier - Und spricht: Ich hab ein Weib genommen. Und kann
darum nicht zu Euch kommen. Ach nein: So thatens unsre Ahnen nicht, die blieben treue ihrer
Pflicht:
Und du o Braut, der nach Jahren wand den Kranz der Deine Stirne Vielgeliebte, schmückt,

Ob thränenfeucfat auch mancher Blätter Glanz
Im Himmel sind die Blumen all gepflückt.
Mag lange dieser Kranz dein Haupt umblühn
Und mag ihn immer frisch dein Auge schaun
Der Seufzerhauch der Liebe halt ihn grün
Und Freudenthränen mögen ihn bethaun
Glück, Segen, Friede, Wohlergehen
Bringt im Namen des Vereins Euch aus
Und (Jas ihr auch in Freud u. Leid
Recht fest zusammen steht vereint
Wünscht Euch von Herzen Hollingshaus
Drum stimmt mit ein in Harmonie
Ein dreifach donnemt hoch für Sie

(Seite 18)

Zur Hochzeitsfeier des August Meurer u. Margaretha geb. Held
am 3 ten Januar 1888

Dem Hochzeitspaar gilt ernst mein Mahnen zuerst dem Bräutigam nachher der Braut, Wies einstens
thaten unsre Ahnen, das rufe ich ihm zu recht laut, daß er nach abgethaner Feier nicht hängt in
Seligkeit und Wonne allein an der geliebten Braut. Und wie an der Wand hängt stumm die Leier und
spricht:
Ich hab ein Weib genommen und kann darum nicht mehr zu Euch kommen. Ach nein; so machtens
unsre Ahnen nicht, die erfüllten treulich ihre Pflicht.
Und du o Braut, der die Zeit nach Jahren wand den Kranz, der Deine Stirn heut Vielgeehrte
schmückt,
Ob Thränenfeucht auch mancher Blätter Glanz
Im Himmel sind die Blumen all gepflückt

Mag lange dieser Kranz dein Haupt umblühn
Und mag ihn immer frisch Dein Auge schaun
Der Seufzerhauch der Liebe halt in grün
Und Freudenthränen mögen ihn betaun

Glück, Segen, Friede Wohlergehen
Bringt im Namen des Vereins Euch aus
Und daß ihr auch in Freud und Leid
Recht fest zusammen steht vereint
Wünscht Euch von Herzen Hch. Hollingshausen
Drum Collegen stimmt mit ein in Harmonie
Ein 3 fach freudig hoch für sie. Das junge
Ehepaar blühe, gedeihe und lebe

hoch, hoch, hoch

1 A

(Seite 19)

Zum Hochzeitsfest des Karl Weber und Anna
geb. Heun am 8 ten Januar 1888

Nun doch.
1) Einen Wunsch dem jungen Paare

will ich bringen kurz u. schlicht,
Nicht viel Worte, Gott bewahre:
Lange Reden taugen nicht:

2) Leben hoch aus Leibeskräften
durch noch vieler Jahre Zug
Leben hoch auch in Geschäften
Im Portmonnai und Cassabuch

3) Leben hoch wie Straßburgsmünster
Leben süß wie Zuckerstrich
hoch bei Tage; süß wenns finster -
Ih nu ja, warum denn nich?!

4) Leben froh und ohne Thränen
Treu verbunden als zu zwei
doch auch treu verbunden denen,
welche stehn zu ihnen treu

5) Wir wollen thun es, ohne Wanken
Und stehn zu ihnen felsenfest
Schwächling, wer bei sich nur den Gedanken
des Lebenssommer zu genießen gar ersticken läßt

6) Froh ruf ich es aus - aus Herzensgrunde
auch ruft mit mir, so viel die Lunge zog
hoch mit frohem Herz und Munde

Unser Ehepaar es lebe hoch, hoch, hoch

(Seite 20)

Zum Hochzeitsfest des Wilh. Born
und der Katharina Held am 30/12. 1889

1) Glück auf, du junges Paar, das heute
In Liebe sich zusammen that,
das heut als junge Eheleute
In neues Glück des Lebens trat!

2) Heute wurde Euch des Bundes Weiche
Glück auf nunmehr als Weib und Mann
Glück auf, daß dieser Bund gedeihe
Wie er mit Glück und Heil begann

3) Der heutige Freudentag, er werde
ein Bild von Eurer Lebenszeit:
Ein Paradies sei Euch die Erde

Ein Himmel, Lieb und Einigkeit

4) So lebt dies Leben im Getriebe
der Welt mit immer frohem Mut,
An Segen reich und reich an Liebe
Dies Beides Euer höchstes Gut.

5) Und wenn so hold die Zeit verronnen
der ersten fünfundzwanzig Jahr
Mögt Ihr als edles Paar Euch sonnen
Im Ehestandsglück als Silberpaar

6) Froh ruf ich es aus Herzensgrunde
auch ruft mit mir soviel die Lunge zog
hoch mit frohem Herz und Munde
das es weithin schallt in dieser Runde
Unser Ehepaar es lebe hoch, hoch, hoch

Auch für Anton Weber und der Margaretha geb. Müller am 16.8.1894
Desgleichen Adam Litzinger am 8.11.1891

(Seite 21)

Christian Kremer 31/1 1891

  1. Einen Wunsch dem jungen Paare
    Will ich bringen kurz und schlicht, -
    Nicht viel Worte, Gott bewahre
    Lange Reden taugen nicht.
  2. Sie leben hoch aus Leibeskräften,
    Durch noch vieler Jahre Zug
    Sie leben hoch auch in Geschäften,
    Im Portmotmai u. sonst auch noch
  3. Leben hoch wie Straßburger Münster
    Leben süß wie Zuckerstrich
    hoch bei Tage, süß wenns finster
    Ja Herrje, warum den nich
  4. Leben froh und ohne Thränen
    Treu verbunden als zu zwei,
    doch auch Treu verbunden denen
    Welche stehn zu ihnen treu!
  5. Und du: du junge Frau der die Zeit
    so wand den Kranz
    der Vorgestern Deine Stirne schmückte
    Ob Thränen feucht auch mancher Blätter Glanz
    Im Himmel sind die Blumen all gepflückt
  6. Mag lange dieser Kranz dein Haupt umblühn
    Und mag ihn immer frisch dein Auge schaun
    Der Seufzerhauch der Liebe halt ihn grün
    Und Freudenthränen mögen ihn bethaun
  7. Froh ruf ich es aus Herzensgrunde
    auch ruft mit mir, soviel die Lunge zog
    dass es weithin schallet in die Runde
    Unser Ehepaar es lebe hoch, hoch, hoch

(Hochzeit war in Dombach am 29/1 1896)

(Seite 22)

Am 1 ten
October 1891 Zum fünfzigjährigen Jubiläum

des Lehrers Jacob Becker,
dahier

  1. In fünfzig mühevollen Jahren
    Errangst Du manche Ruhmespalme Dir,
    Verliehst im Kampf im Leben mit Gefahren
    Stets Deinem Wirken neuen Glanz und Zier,
  2. Doch wie auch jetzt Dein Haar der Sturm der Zeiten
    Mit Silberfäden zu durchziehen beginnt,
    Den Merkmalen aus dem heisen Lebensstreiten
    die j a jedes Kämmen Schmuck u. Zierde sind -
  3. So sieh auch Deines Ruhmes Lorbeerzweige
    Vom Hauch der Zeit zu Silber jetzt gebleicht,
    Gebleicht, auf daß ihr Glanz der Mitwelt zeige,
    Wie durch der Jahre Zahl Dein Ruhm immer steigt.
  4. Wie deinen Lorbeer selbst der Zeiten Wagen
    Zerstören nicht, nein stets verschönen wird,
    daß selbst der Welkheit Gelb in späten Tagen
    Mit diesem Ruhm zum edlen Golde wird.
  5. Drum Heil und Segen Dir, dem die Zeit nach Jahren wand
    den Kranz

der Deine Stirne Vielgeehrter schmückt
Ob Freudenthränen feucht auch macncher Blätter Glanz
Ist einerlei - denn der Himmel hat Dich stets beglückt -

Mag dieser Kranz Dein Haupt noch lang umblühn
Und mag ihn immer frisch Dein Auge sehen
der gütge Himmel halte Dir iihn grün
Und Freudenthränen mögen ihn bethaun

(Seite 23)

Vielgeliebte Erbacher!

Das Ereigniss von 1886 auf heute hat eine große Umwälzung erlebt, und zwar insofern als es das
bestätigte was ich damals in der Ansprache unsers neu gewählten Bürgermeisters Königstein sagte
aufs glänzenste bewiesen hat - daß er sich bemühen soll die Liebe und Achtung jedes einzelnen

Erbacher, sowohl Freund als damaliger Feind seiner Person, zu erwerben durchaus bestreben soll
es ist ihm dies als ein sehr glücklicher Wurf gelungen - und was ich damals ferner ihm in der
Ansprache zur Pflicht machte, daß es unter seiner Dienstführung gelingen mögte daß wir später
sagen könten, wir sind eine Herde und ein Hirt hat sich im Laufe der Zeit auch aufs glänzendste
bewiesen indem das Resultat der Wiederwahl ganz einstimmig von statten ging.
Möge es ihm der gütige Himmel fernerhin gestatten das Gemeindetreiben noch mehr in günstige
Bahnen zu lenken.

(Seite 24)

Werthe und Geehrte Mitbürger und Bewohner Erbach; Wir stehen heute wieder vor einem Ereigniss
seit 1886 welches sich gegen damals in bestem und ruhigen Vorgang vollzog. Es wird noch in steter
Erinnerung sein, wie sich damals, gleich hochgehenden Wellen des Meeres, die Neuwahl eines
Bürgermeisters gestaltete - doch bei starkem Willen der jungen Bürger und gutem Willen mehrerer
älteren Bürger kam das Resultat unerwartet anders als man in gewissen Kreisen vermutete - unser
seitheriger Bürgermeister siegte. Dies war in den Tagen des 10 ten März 1886. Es hieß damals
vielseitig - es schwanke noch -.
Auf einmal hats ausgeschwankt und am 15 ten März 1886 ward unser Georg Königstein als
Bürgermeister zu Erbach von der dazu bestimmten Behörde - bestätigt. Im Laufe der Zeit bis 4 ten
März 1892 hat sich eine große umgewandelte Gesinnung Bahn gebrochen. Diese Umwandlung
verdankt man seiner ruhigen und guten Führung im Dienste.
Daß dies so ist beweist die einstimmige Mitgliederwahl von damals wie auch heute.
Also 5 te März 1898 - emslirnmige Wiederwahl.

(Seite 25)

und auf dem Gebiete der Gemeindeverwaltung noch recht ersprießlich viel Gutes zu schaffen und
seinen Wirkungskreis immer weiter zum Wohl der Gemeinde recht segensvoll zu gestalten. Dies
walte Gott - und somit ein
3 faches hoch zu seinem Ruhm u. Ehre.
Erbach den 4 ten März 1892

Hch. Hollingshausen
5 te März Dito 1898.

(Seite 26)

Zieh hin holdes Brautpaar mit unserem Segen
zieht hin auf Hymnes Blumenwegen
Wir wünschen gerne mit entzücktem Blick
daß der Liebe Seele Anmuth sich entfalte
Und der holden Eintracht sich recht froh gestalte
Und blühe in des Ehstands reichem Glück
Euer schönes Loos, daß ihr gefunden;
Es weicht die Freundschaft ohne Schmerz
dem süßen Gott der Euch gebunden
Er will, er hat Euer ganzes Herz

Zu threuen Pflichten, zarten Sorgen
der jungen Braut noch ganz verborgen,
Ruft Dich des Kranzes ernste Zier.
Der Jugend tändelten Gefühlen,
Der freien Jugend flucht ge Spiele
Sie bleiben fliehend hinter Dir

Un Hymens ernste Fessel bindet
Wo Amor leicht und flatternd hüpft
doch für ein Herz das schön empfindet
Ist sie aus Blumen nur geknüpft.

Dann auf folgender Seite fortgesetzt
unter dem obersten Strich werden (Anmerkung des Verfassers)

(Seite 27)
Drum Lasset der Freude Jubel erklingen

Liebenden Herzen sei er geweiht,
Die heute hymnens Segen empfingen
Heil dem Bunde für ewige Zeit

Was auch das Leben im bunten Getriebe
Bringet Euch, die nun geeint am Altar
Liebe im Glück, u. Glück durch die Liebe
Sei das Panier Euch für immerdar

Wie sich der Efeu am Baumstam anschmieget
Fest an der vertraulichen Brust dort sich stützt
Gleich wie der Stamm dem Sturme nicht erlieget
So soll das Weib dem Manne gehören

Bergen bei ihm sich dem theuersten Gut
So richte auf, will Sorge ihn stören
Weibliche Treue den männlichen Muth.

Also verknüpft mög in Wandel und Streben
Eins nur im Andern im Herzen und Sinn
Liebe zu nehmen Liebe zu geben
Eilent Euch immer die Jahre dahin

Prangt dan das Haupt einst im silbernen Glänze
Zeig Euch das Leben wie heute sich
Wenige Dornen viel Rosen im Kranze
Und die Herzen gleich Jugendfrisch

Drum laßt der Freude Jubel erklingen
Ja, liebende Herzen sei er geweiht
Die heute des Ehebundes Segen empfingen
Heil dem Bunde für ewige Zeit

(Seite 28)

Am 10 ten Januar 1893
Johann Nagel u. Maria Anna geb. Müller

Glück auf dem jungen Paar das heute
In Lieb und Freude sich zusammen that,
daß nun als neue Eheleute
In neues Glück des Lebens trat
So zieh den hin holdes Paar mit unserm Segen
ziehe hin auf des Ehstands Blumenwegen
Wir wünschen gerne mit entzücktem Blick
daß der Liebe Seele Anmut sich entfalte
Und der holden Eintracht sich recht froh gestalte
Und blühn in des Ehstands reichem Glück
„Euer schönes Loos, daß ihr gefunden;
„Es weicht die Freundschaft ohne Schmerz
„dem süßen Gott, der Euch gebunden
„Er will, er hat Euer ganzes Herz.

Zu theuren Pflichten, zarten Sorgen
der jungen Braut noch ganz verborgen,
Ruft dich des Kranzes ernste Zier.
Der Jugend tändeinten Gefühlen,
der freien Jugend fiüchtge Spielen
Sie bleiben fliehend hinter Dir
„Und Hymens ernste Fessel bindet
„Wo Amor leicht und flatternt hüpft
„doch für ein Herz das schön empfindet
„Ist sie aus Blumen nur geknüpft
Bemer= ) Anmerkung
kung auf der 2 ten Seite folgt Fortsetzung ) des

) Verfassers
siehe

(Seite29)

1900 Zur Hochzeitsfeier des Wilh. Müller
30/12 und Anna geb. Schneider
Im Namen 1. Einen frommen Wunsch dem jungen Paare
des Vereins Will ich bringen kurz und schlicht
Frohsinn. Nicht viele Worte; Gott bewahre

denn lange Reden taugen nicht
2) Glück auf dem jungen Paar das heute

In Lieb und Freude sich zusammen that
daß nun als junge Eheleute
In neuen Stand des Lebens trat.

3) So zieh den hin, holdes Paar mit unserm Segen.
Ziehe hin auf des Ehstands Blumenwegen
Wir wünschen gerne mit entzücktem Blick
daß der Liebe Seele Anmuth sich entfalte
Und der holden Eintracht sich recht froh gestalte
Und blühe in des Ehstands reichem Glück
„Euer schönes Loos daß ihr gefunden
„Es weicht die Freundschaft ohne Schmerz -
„dem süßen Gott der Euch gebunden
„Er will - er hat Euer ganzes Herz.

Zu theuren Pflichten, zarten Sorgen
der jungen Frau noch ganz verborgen,
Ruft dich des Kranzes ernste Zier
Der Jugend tändelten Gefühlen
der freien Jugend flüchtge Spielen
Sie bleiben fliehend hinter Dir

  1. Veite

(Seite 30)

"Und Hymnens ernste Fessel" bindet
„Wo Amor leicht und flatternt hüpft
„Doch für ein Herz das schön empfindet
„Ist sie aus Blumen nur geknüpft

Und wollt ihr das Geheimniss wissen
das immer grün und unzerrißen
den hochzeitlichen Kranz bewahrt? -

Es ist des Herzens reine Güte
Der Eintracht unverwelkte Blüthe
die mit der holden Scham sich paart:

„Die, gleich dem heitren Sonnenbilde
„In alle Herzen Wonne lacht
„Es ist der sanfte Blick der Milde
„Und Würde die sich selbst bewacht

So lebt den, dieses Leben im Getriebe
der Welt mit immer frohem Muth
An Segen reich, und reich an Liebe
Dies beides Euer höchste Gut.

Und wen dann so hold die Zeit verronnen
der ersten 25 Jahr

Mögt Dir zu goldnen Paar Euch sonnen
In Liebesglück als Silberpaar

Drauf diesen Wunsch im Wonneglanz
der grünen Myrthe heut, wie noch -
Im silbernen, im goldnen Kranze
Leb dieses Ehepaar, - es lebe hoch, hoch, hoch -

(Seite 31)

21/1 1896

Ja, ja; so hatten es auch, die Alten im Brauch,
Als sie noch vor Jahren, fein lustig auch waren;
Sie aßen und tranken u, heiratheten auch

Nun so: gerade wie das Paar das heute
Glück auf dem jungen Paar| das heute
In Liebe und Freude sich zusammen that
daß nun als junge Eheleute
In neues Glück des Lebens trat

Heute wurde Euch des Bundes Weihe
9/12 1896 Glück auf, nunmehr als Weib u. Mann
Hch. Diehl Glück auf, daß dieser Bund gedeihe

Wie er mit Lust und Lieb begann
Heil dir dur junge Frau, der die Zeit nach Jahren

wand den Kranz
der heute Deine Stirne vielgeehrte schmückt
Ob Freudenthränen feucht auch macher Blätterglanz
Ist einerlei - den im Himmel sind die Blumen all gepflückt

Mag dieser Kranz noch lang dein Haupt umblühn
Und mag ihn immer frisch dein Auge schaun
der gütge Himmel halte ihn dir grün
Und Freudenthränen mögen ihn bethaun

So lebt den dies Leben im Getriebe
der Welt mit immer frohem Muth
An Segen reich - und reich an Liebe
Dies beides Euer höchstes Gut -

Und wenn so bald die Zeit verronnen
der ersten fünfundzwanzig Jahr

Mögt ihr zum goldenen Paar euch sonnen
Im Liebes Glück als Silberpaar

vere Veite von F . F .

Und wollt ihr das Geheimnis wissen
das immer grün und unzerrißen
den hochzeitlichen Kranz bewahrt?

Es ist des Herzens reine Güte
der Eintracht unverwelkte Blüthe

Die mit der holden Scham sich paart,
„die, gleich dem heitern Sonnenbilde
„In alle Herzen Wonne lacht;
„Er ist der sanfte Blick der Milde
„Und Würde die sich selbst bewacht.
So lebt den dies Leben im Getriebe
der Welt, mit immer frohem Muth
An Segen reich und reich an Liebe
dies beides Euer höchste Gut

Und wenn so hold die Zeit verronnen
der ersten fünfundzwanzig Jahr
Mögt Ihr zum goldnen Paar Euch sonnen
Im Liebesglück als Silberpaar
Drauf diesen Wunsch, im Wonneglanz
der grünen Myrthe heut, wie noch
Im silbernen, im goldnen Kranze
Leb unser Ehepaar, lebe es hoch, hoch, hoch.

Am Hochzeitstage des Peter Hartmann u.
Helena Hartmann geb. Weil am 29. Oktbr. 1896

Heil dem Freunde welchem heute
In beglückter Liebeslust
Sinkt die heflichste der Bräute
An die froh entrückte Brust,

Heil durch Ihr die in der Blüthe
holder Lebensfülle strahlt
Und auf deren Wangen Güte
Sich um traute Liebe malt.

Heil dem Bande daß die Paare
Selig in einander schlingt
Und im Lauf der schönsten Jahre
Ewig frisch und neuen Segen bringt

Fester stehen nun umschlungen
Enger zwei Familien dar
Ihnen sei zum Preis gesungen
Ihnen werde unser Glückwunsch wahr

Freude sei auf Euren Wegen
Glück und Wonne folgt Euch nach
Und des Himmels bester Segen
Leucht Euch strahlend Jeden Tag

Wenn einst in Eurem trauten Kreise
Becher kreisen nach dem Brauch
denkt dann stets in froher Weise
An die treuen Freunde auch

Drauf diesen Wunsch im Wonneglanze
der grünen Myrthe heut, wie noch
Im silbernen, im goldnen Kranze
Lebt unser Ehepaar, es lebe hoch, hoch, hoch.

(Eingehefiter Vermerk im Buch des Heinrich Hollingshausen):

(Seite 33a)

  1. I) Jeden Dienstag und Freitag, mit
    Ausnahme vom 14. August,
    10 Tage gültig

I I I Klasse 25 Mark

I Am 3, August Abends 7 Uhr
2 Min ab Sachsenhausen

I I I Klasse 21 Mark 60 Pf.
45 Tage gültig

Mein Bruder Johann hatte es
leider vergessen u. läßt sich
vielmals entschuldigen

Freundl. Gruß H. Heer

(Bei dem vorgegebenen Vermerk muß es sich um die Erkundigung von Fahrpreisen gehandelt
haben)

(Seite 35)

Eine Hochzeit ist doch schön für wahr
Man ißt u. trinkt und tanzt sogar
denkt nicht an andre Zeiten
Man lebt da nur der Heiterkeit
Ja: so mögts immer bleiben

Die erste Zeit eilt froh daher
da glaubt man,s gab nichts schönres mehr
Man nennt sich Maus u. Mäuschen
Und Männchen, Schätzchen, sonst noch was! -
Und komt oft aus dem Häuschen,

Doch ist das erste Jahr vorbei
Da hört man schon: Owai, owai,
Es liegt ein kleiner Engel
In seiner Wieg und schläft doch nicht,
Er schreit - der kleine Bengel
Was sagt dan unser Freund dazu?
Zu dem kleinen Unruh
Ja, ich muß mich leider fugen
dem Weibchen seinen Willen thun
Und den kleinen fleißig wiegen
Vergehn nun noch zwei, drei Jahr
Als dan hat man ein kleines Paar:
Halt ein, Herr mit Deinem Segen
Wir wolln jetzt froh sein und vergnügt
Und uns im Alter pflegen.
O du schöner Ehestand
Wie bist Du reizend u. scharmant
Ihr seit j a nun verbunden
du holdes Wibchen lieber Mann

Euer Herz hat sich gefunden.

(Seite 36)

So! Ich hat mir vorgenommen, dem Carl Weber,
Gehst mal tüchtig an die Leber -
Doch! Den Vorsatz hab ich schnell zurückgenommen:
Weil er neulich versprach, fortan zu kommen.

Zum Hochzeitsfest des Wilhelm Born
und der Kath. Held am 30 ten Dezbr. 1889

1) Glück auf, du junges Paar, das heute
Voll Liebe sich zusammen that,
das heut als junge Eheleute
In neues Glück des Lebens trat!

2) Heut wurde Euch des Bundes Weihe,
Glück auf nunmehr als Weib u. Mann,
Glück auf, daß dieser Bund gedeihe
Wie er mit Glück und Heil begann,
3) Der heut'ge Freudentag er werde
Ein Bild von Eurer Lebenszeit:
Ein Paradies sei Euch die Erde,
Ein Himmel Lieb und Einigkeit,

4) So lebt dies Leben im Getriebe
der Welt mit immer frohem Muth,
An Segen reich und reich an Liebe -
Dies beides Euer höchste Gut.
5) Und wenn so hold die Zeit verronnen,
der ersten fünfundzwanzig Jahr
Mögt ihr zum goldnen Paar sich sonnen
Im Liebesglück als Silberpaar

6) Froh ruf ich es aus Herzensgrunde
auch ruft mit mir, soviel die Lunge zog
Hoch mit frohem Herz und Munde
Unser Brautpaar lebe hoch, hoch, hoch.

Ein Traum von Dorfschullehrer Sack

20 Markstücker hell wie Sunneschei
Se derfe ach nit beschnirre sei
Se müsse all hun ihr gehörig Gewicht
Meintwege su schwer dass die Woo davon bricht
Nur net se leicht un ach net se dün
Da do steckt der Deiwel drin
se müsse all hübsch gillig sei
daße am die Leut abnehme fei
Ach muß ma de Kopp vo de Herrn Regene
Und wo se geschla sein gleich erkenne
da wema su ganz of amol wird reich
da glawe die Leut em Dorf j a sugleich
Ma tat sich die Marke all selbst su mache
Jtz denkt euch emola n was wen dos für Sache

(er springt aus dem Bett)
Nu hall aichs am Bett nit mit lange aus
Grad wie en Borsch von zwanzig sprang aich eraus -

„Men aich doch grad he thät noch für immer do stih
„En wei hot he mia geschwäzt su schie
„Wie hot he sei Henri dabei beweht
„Un sei Aagelcher hin un her gedreht

En godig Spitzkapp hot he off
En goldige Rock en en goldig Ba
Alles woa Gold was dea goldig hot a
dea hat mit gesoat das aich gewenne soll
Goldige Marke en ganze Sack voll
Drum soll ach mei Lus das aich letzhin genumme
Su of amol en e ganz heftig Treffe kumme
Hun aich mits doch nit umsonst gedocht
Morje krei aich die List gebrocht -

(Seite 38)

Jo schun en e poa Stun ganz frei
E i da wird mei Nummer rut dren stei
En da kann aich met hunert-tausend Gille
Wie die klane Kenn als met Heller spüle

Kam solls da haße der Sach es reich
da will aichs en ach schun beweise gleich
alles muß mia do ganz annerst wean
aich kanns goar nit su leire
da thoun aich alle Toag spaziern foahra
En ach spazirn Reire -

aich denge mir en Jäger, en Kutscher un Lakai
En dei müsse geklad sei wei e Papagei
Mei Frau dei muß en Hout tra ach en Schleier
E gerapsel Klad, en Chingnon um en Kuh der Pari
En wan ach das ganze Wese kirnt noch su teuer
den ohne den Plunder denkt sich hout en Frau nit mi schie
Amol für allemol es bleibt mer nit su
aich kanns itz ennern, aich wills aber ach thou
Das Haus wird abgeress, das es e alt Nest
da wei aich itz will, su wem annern misse
das es so grad des allerbest
Da wen Aner so viel hot wei aich itz hun
da kann e die Welt kreie en aner Stun

E Haus bau aich mia vo Mormelsta
Met mächtig grüße Finster dra
su obe spitz en unne brat

su wei user Kerch gerad.
Ennwenig laß ichs austapeziern
alles vom feinsten Gold un Silber baßpolirn
das ganze Haus muß blitze spet un froi
des am die Age vom Schimmer doun wei

1 c

Außer sich vor Freude

Himmel all Batallje aich glab die Welt es e Narr
Un was sein aich of amol e fürnehmer Herr
Itz will aich aber ach lebe wei e Fef st
Lauter fremde Sache esse en auslener Werst
Trenke will aich vom beste am Rhei
En immer su halber beschußelt sei
Schlafe will aich en em Bett von Schwaenzlamm
Ring a alle Finger trah en ach am Daume
En goldig Kett en e Uhrgeheng
Un derlei Sache noch e Meng
Odea goldig Hergottsoll mit kla -
Er häts vielleicht beim Unrechte getra
do aich werns em schu wesse anzubrenge
Aber doch! halt mol an voa alle Denge
E Hofgut kaf ich ma von 100 Morje
da dei zebaue mache mia gor ka Sorje
Nua vom Eblaigout mag ich nix wisse
da of em frei do bleibt am e rouhig Gewisse
Un 300 Stück Rendveih dei kaf ich dabei
Batallje was muß e Geschrei aber sei
da wem die alte Weiber em Ort sich suen di Urn
zuspele, plapern en rede -
hört ia net all das Brülle u. raple der Kette
dea Kans Georg Kunrod Sack hot
ach so 300 Stück Veih -
hot ia ena Lebto noh su ebbes gesei -

(Seite 40)

Der sterbende Hans!

Ein Bauer von der Arbeit lahm
der von der Welt bald Abschied nahm
Auf der er, wie er selbst gesagt
den frommen Einfalt nur gemacht
Wollt noch vor seinem selgen End
Empfangen 5 heiige Sackrament

2) Der Pfarrer kam nach kurzer Frist
zu unserm Hanns dem guten Christ
der war nicht wenig drüber froh
auf seinem Sack voll Haferstroh
Nach seiner Sünden Reu und Beichte
ward ihm dann Brot u. Wein gereichet

3) Der Seelenhirt der dicke Mann
fing nun den Hanns zu trösten an;
Bald wird dir nun die Seligkeit
dort jenseits hast du nichts als Freud
Bei Tisch bist du dem Schöpfer nah
Bei Nektar und Ambrosia

4) Dort lebst du stets im Ueberfluß
dein Weib macht nimmer dir Verdruß
dort hast nicht Sorg, dort hast nicht Muß
den Arbeit gibt's im Himmel nie
Nur dort allein ist keine Noth
Drum Hannes fürchte nicht den Todt
5) Doch scheints du bist nicht sehr erfreut
Ob all der großen Herrlichkeit:
Ach; spricht er; ach aich armer Mann
dort glaub aich muß erst recht dran
Den a Bauer wird so nit geschont

dort heßts gleich, Hannes laf un potz de Mond

6) Und laf met deine krumme Ba
un steck all die Stern am Himmel a
geb aber nur acht daß der kans herunner fallt
sonst kriegste henne draufgeknallt
un bes da jedes Sternche brennt
hat sich de Hannes moid gerennt

7) Dann, wann aich do endlich schlofe will
da heßts Hannes gih un mach die Engel still
Un wann still es all das Bläservolk
du dukst dich en en Regenwolk
Un wanns Tag werd schlugste gleich heraus
Un blest wieder all die Sternche aus
8) Un da hests geweß das was aich schun
He Hannes laf un hol die Sunn
Schutt nur viel Ölig heut ennei
des es gibt weiß helle Schei
drum mach die Wieg ach recht heraus
sonst gits dier unnerwegs schun aus

9) Un kumme da die Regentage
da muß de Hannes ach noch Wasser trage
Seil macht ma nu de mehrste Spaß
da traf ich all die Jude naß
Un jedem misserable Frager
dem werf ich Schlotte of de Kop
Un oft heßts da der Hannes macht
de Blitz un Dunner daß es kracht
un soll noch sei en arger Wind
heßts ach noch Hannes bloß geschwind
de Hannes blies bes in die letzte Not
danach der arme Kerl woar Mausratte tod


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